MONTIERT In der Collage nimmt sich Thomas Schiefers alle Freiheiten, "die verschiedenen Artikulationsmöglichkeiten auszuschöpfen und miteinander in ein Verhältnis zu setzen. Die zweckfreie Collage ist die Reaktion des Architekten auf die Komplexität der Aufgaben", schreibt Stefan Kraus 2005 über seine montierten Bildwelten: Es sind die Durchdringungen von Ernst und Heiterkeit, von Theorie und Praxis, von Lernen und Lehre, von Bild und Sprache, von Intuition und Wissenschaft, vor allem aber ist es die Parallelität von Leben und Kunst, Atelier, Studienzimmer und Beruf, die das Werk von Thomas Schriefers kennzeichnet und in seinen verschiedenen Teilen verbindet." (Stefan Kraus, in: Thomas Schriefers, Zeichnungen und Collagen, Bramsche, 2015, S.11) |
ARCHITEKTURMONTAGEN Sie thematisieren das Solitär oder ein bauliches Implantat. Bildmontagen bieten sich an, zu erproben, was geschieht, wenn etwas Neues in eine bestehende Situation eingesetzt wird. Es wird dann nicht mehr isoliert wahrgenommen, sondern im Kontext, gemeinsam mit seiner Umgebung und Nachbarschaft. Der Eingriff in ein bestehendes Milieu trägt zur nachhaltigen Veränderung bei, weshalb entsprechende Montagen dem Ausloten der Konsequenzen gestalterischer Arbeit dienen. Da Fotomaterial verwendet wird, bleibt der Realitätsbezug gewahrt, obwohl zuweilen irrationale Situationen dargestellt werden. |
STADTMONTAGEN Das Interesse am urbanen Raum artikuliert sich in einer Bildreihe, die sich mit der gewachsenen Stadt befasst. Es sind gebaute Bildgespinste, die den Betrachter in ein dichtes Netz unterschiedlicher Bildeinstellungen verwickeln. Perspektivische Sehgewohnheiten, die über Jahrhunderte Gültigkeit besaßen, werden außer Kraft gesetzt, um eine Vielzahl von Stand- und Blickpunkten vorzusehen. In diesen Arbeiten wird zu Gedankenspielen angeregt, die mit einer fiktiven Stadterkundung einhergehen. Es werden Geschichten erzählt, die den Betrachter einladen, im Bild seiner ganz eigenen Fährte zu folgen. |
TURMHAUSMONTAGEN Dem Interesse für die maßstäblichen Platz-Anlagen Europas entspricht auf der anderen Seite die Faszination für Turmhäuser. Von Hochhäusern bestimmte Stadträume, die spannend, aufregend und voller Widersprüche sind – Ausdruck des permanenten Raumkataraktes, spektakulärer Perspektiven, von Höhe und Tiefe. Turmhäuser als Zeugen des Traums vom grenzenlosen Wachstum. Bauten, die aber auch von Spekulation und konstruktivem Wagnis künden. Hoch aufstrebend, so dass man von der Straße aus deren Spitzen kaum wahrnehmen kann. So bedarf es simultaner Darstellungsformen – wie der Montage, um die Gleichzeitigkeit der Eindrücke einzufangen. |
PORTICI-PROJEKT Ein 2003 erschienener Ausstellungskatalog trägt den Titel: Die Architektur: ein Traum. Es ist der zweisprachige Auftakt eines Arbeitsberichtes: der Dialog von Architekturfotografien und deren Überarbeitung durch Bildmontage. Das Thema: die Vesuv-Villen in Portici, südlich von Neapel, deren zum Teil erbarmungswürdiger Zustand in s/w-Aufnahmen festgehalten wurden. Während die Fotos den jeweiligen Bestand festhalten, zeigen die Montagen eine zuweilen ausgeprägte Wandlung der Motive: Bauten werden geöffnet, umgebaut und ergänzt. Der gestalterische Eingriff ist deutlich sichtbar; besonders dann, wenn das Ursprungsbild, wie vorgesehen, neben der Überarbeitung ausgestellt wird, so bei Präsentationen in Köln und München. 2012 wurden Teile der Dialogbildreihe in den Räumen der Bundesarchitektenkammer in Berlin gezeigt. |
KÖLN-PROJEKT 2007 wurden im Kölnischen Stadtmuseum die Arbeitsergebnisse eines anderen Projektes ausgestellt. Auch dieses Mal galt das Interesse der Erscheinung sich permanent wandelnder Städte; in diesem Fall einer Anzahl von Bauten in Köln, die für den baldigen Abriss vorgesehen waren und heute längst nicht mehr bestehen. Die betroffenen Häuser und Viertel wurden in ihrem damaligen Zustand fotografisch festgehalten, um überarbeitet zu werden. Dabei entstanden Bildmontagen, in denen dem besonderen Ort und dessen Befindlichkeit nachspürt wurde. Schließlich wurde die Aufmerksamkeit des Betrachters auf Gebäude gelenkt, die im Verschwinden begriffen waren. Plötzlich waren sie sehr präsent. Noch einmal da, um sich zu verwandeln. |